Ronja Funck ist neue deutsche Meisterin

Krönung einer besonderen Saison/ Laurenz Badenhop zeigt ebenfalls gute Leistung

Walsrode(ta) Ein außergewöhnliches Jahr 2020 hat aus Sicht des Sports in der Region zum Ende der Freiluft-Saison nun noch einen ganz besonderen Höhepunkt erlebt.
Die Walsroderin, Ronja Funck, lief am Freitag bei den deutschen U18-Meisterschaften in Heilbronn zum Meistertitel und bewies eindrucksvoll, dass der Name Funck scheinbar nicht nur allgemein für das Sport-Gen, sondern auch ein spezielles Wettkampf-Gen steht, das von Generation zu Generation weitergegeben wird.
Damit schreibt eine ungewöhnliche Saison zum Ende des Sommers noch eine besondere und zudem erfolgreiche Geschichte. Eine Saison, die noch im Winter mit den Hallenwettkämpfen normal begonnen hatte, von der aber im Frühjahr, als die Corona-Pandemie auch in Europa flächendeckend ausbrach, kaum jemand gedacht hatte, dass sie noch fortgeführt werden könnte.
Die Walsroder Leichtathleten vom TV Jahn, unter der Anleitung von Annette und Andre Funck, ließen sich von diesen Rahmenbedingungen aber nie beirren und trainierten auch während der unfreiwilligen Wettkampfpause, angepasst an den jeweils gegebenen Rahmen kontinuierlich und motiviert weiter.
Allen voran Ronja Funck absolvierte Kilometer um Kilometer und Trainingseinheit um Trainingseinheit. Selbst im Sommerurlaub in Österreich wurde trainiert.
In den Sommermonaten zeichnete sich dann immer mehr ab, dass sich das Training während der Zeit ohne Wettkämpfe bezahlt machen sollte. Die Walsroder Schülerin präsentierte sich in bestechender Form und sicherte sich gleich mehrere Qualifikationen für die Deutschen Junioren-Meisterschaften.
So passt es auch zu diesem außergewöhnlichen Verlauf der Saison, dass noch vor einigen Monaten nicht unbedingt abzusehen war, dass Ronja den größten Erfolg ihrer noch jungen Leichtathletikkarriere ausgerechnet über die 2000-Metern-Hindernis-Strecke erzielen würde.
Mehrere zusätzliche Trainingseinheiten mit Vater Andre Funck, auf dem Sportplatz in Soltau, der im Gegensatz zum Walsroder Platz über die, für eine Hindernisstrecke benötigte Ausstattung und damit auch über den "gefürchteten" Wassergraben verfügt, ließen die Idee reifen, auch über die Hindernisdistanz anzugreifen.
Bei ihrem ersten und bis dato einzigen Wettkampf über 2000 Meter Hindernis zeigte die passionierte Läuferin dann gleich eine beeindruckende Leistung und lief mit 6:59 Minuten als bis dato einzige Läuferin ihrer Altersklasse in Deutschland in diesem Jahr unter sieben Minuten.
Danach stand der Entschluss fest: Diese Strecke sollte es sein und nicht beispielsweise die 800-Meter-Distanz, über die das Nachwuchstalent bei der DM starten wird.
Doch das Zittern um den Saisonhöhepunkt ging weiter. Noch wenige Tage vor der Meisterschaft stand die Veranstaltung erneut auf der Kippe. In der ausrichtenden Stadt und dem Landkreis Heilbronn war die Zahl der Corona-Neuinfektionen sprunghaft angestiegen und die Verantwortlichen begannen damit, für den Fall eines weiteren Anstieges Vorbereitungen für deutliche Einschränkungen im öffentlichen Leben der Region zu treffen. Dies hätte auch die Absage der Junioren-DM bedeutet und die Nachwuchsathleten auf den letzten Metern doch wieder ihres Saisonhöhepunktes beraubt. Dazu kam es dann aber zum Glück für alle Seiten nicht. Bereits am Donnerstag konnten sich Funck und ihr Teamkollege, Laurenz Badenhop, der sich ebenfalls intensiv auf die DM vorbereitet und eine bis dato fantastische Saison gezeigt hatte, gemeinsam mit dem niedersächsischen Landeskader auf die lange Anfahrt ins nördliche Baden-Württemberg machen.

Vor Ort wartete auf die noch unerfahrenen Athleten eine weitere besondere Herausforderung, in Form des notwendigen, strengen Hygienekonzeptes. Selbst Mutter und Trainerin, Annette Funck, durfte sich nur aufgrund einer kurzfristig noch durch die Walsroder Zeitung organisierten Akkreditierung als Pressevertreterin im Innenraum des Stadiums aufhalten.
Es bedarf der ausführlichen Schilderung dieser Vorgeschichte, um zu ermessen, welch außergewöhnliche Leistung Ronja Funck dann erbrachte, als gegen 17 Uhr am Freitagnachmittag endlich der Startschuss fiel. Wie gewohnt lief die Athletin des TV Jahn Walsrode das Rennen mutig von vorne an. Trainer-Vater, Andre Funck, hatte im Vorfeld noch gesagt: "Dass Ronja ihre Rennen immer von vorne anläuft, ist über die Hindernisstrecke ein zusätzlicher Vorteil. Dann muss sie die Hindernisse nicht im "Pulk" der Läuferinnen überqueren."
Zunächst konnte sich Funck nur langsam vom Feld absetzen. Was dann aber folgte, war eine beeindruckende Demonstration. Die Walsroderin lief ein blitzsauberes, hochkonzentriertes Rennen und sorgte dafür, dass die Lücke zwischen ihr und den Verfolgerinnen immer größer wurde. Bereits zwei Runden vor Ende war klar, dass nur ein größerer Einbruch der jungen Läuferin der Konkurrenz noch die Chance gegeben hätte, heranzukommen. Funck flog aber förmlich präzise wie ein Uhrwerk weiter, pulverisierte ihre bisherige Bestzeit um ganze neun Sekunden und konnte im Ziel erschöpft, aber überglücklich ihren ersten Deutschen Meistertitel sichern. Mit einer fantastischen Zeit von 6:50:05 Minuten.
Im Walsroder Lager hatte man aufgrund der guten Vorleistungen den Titelgewinn durchaus für möglich gehalten. Gleichzeitig war klar, dass bei Ronjas erst zweitem Wettkampfrennen über die 2000 Meter Hürden eine überzogene Erwartungshaltung vermessen gewesen wäre. Dass dieser deutsche Meistertitel alles andere als eine Selbstverständlichkeit war, zeigt auch der Umstand, dass Funcks bisherige Bestzeit von 6:59 Minuten, mit der sich die deutsche Bestenliste angeführt hatte, in dem Rennen in Heilbronn nicht für das Podium gereicht hätte. Sowohl die Zweitplatzierte Athletin, als auch die Drittplatzierte mit 6:56,31 Minuten, liefen neue persönliche Bestzeiten.
Bei diesem großen Erfolg Funcks darf aber genauso wenig vergessen werden, dass auch der zweite Athlet aus den Reihen des TV Jahn Walsrode, Laurenz Badenhop, nicht nur mit der Teilnahme an der DM eine hervorragende Leistung erbracht hatte, sondern in seinem Halbfinale der männlichen Jugend U18 über 400 Meter mit 52, 28 Sekunden den Finaleinzug zwar verpasste, aber trotzdem eine gute Leistung bei seiner Premiere auf nationaler Ebene zeigte.
Dementsprechend froh und zufrieden war die Stimmung bei den Walsroder Sportlern und Trainern, zum Ende einer ganz besonderen Freiluftsaison, die nun von Ronja Funck mit einem Deutschen Meistertitel gekrönt wurde.